Chronischer Reizdarm – Wenn der Bauch dauerhaft rebelliert
- John Voos
- 27. März
- 2 Min. Lesezeit
Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung – für Menschen mit einem Reizdarmsyndrom (RDS) sind diese Beschwerden oft tägliche Begleiter. Und obwohl keine schwerwiegende organische Ursache vorliegt, ist der Leidensdruck hoch. Doch was genau steckt hinter dem Reizdarm, und was kann man dagegen tun?
Was ist ein Reizdarmsyndrom?
Der Reizdarm ist eine funktionelle Störung des Darms. Das bedeutet: Der Darm arbeitet zwar strukturell normal, aber seine Funktionen – also Bewegung, Sekretbildung und Schmerzempfindlichkeit – sind gestört. Die Symptome halten über mindestens drei Monate an und treten immer wieder auf, oft schubweise.
Typische Beschwerden sind:
Bauchschmerzen oder -krämpfe, oft nach dem Essen
Blähungen, Völlegefühl
Durchfall, Verstopfung oder ein Wechsel beider Zustände
Schleim im Stuhl
Das Gefühl, nach dem Toilettengang nicht „leer“ zu sein
Viele Betroffene berichten auch über Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder psychische Belastungen – denn Körper und Psyche hängen eng zusammen.
Warum entsteht ein Reizdarm?
Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielen mehrere Faktoren zusammen:
Darm-Hirn-Achse: Der Darm besitzt ein eigenes Nervensystem, das mit dem Gehirn in ständigem Austausch steht. Stress, Ängste oder traumatische Erlebnisse können diesen Dialog stören.
Mikrobiom-Fehlbesiedelung: Eine unausgewogene Darmflora kann Entzündungen, Blähungen und Störungen der Verdauung begünstigen.
Infektionen: Nach Magen-Darm-Infekten kann es zu einem „postinfektiösen Reizdarm“ kommen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Fruktose, Laktose, Histamin) werden häufig begleitend festgestellt.
Fehlregulation des Immunsystems, viszerale Hypersensitivität (eine Überempfindlichkeit im Bauchraum) oder hormonelle Einflüsse.
Diagnose: Ausschlussverfahren
Da viele andere Erkrankungen ähnliche Symptome machen können – z. B. Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Nahrungsmittelallergien – ist eine sorgfältige Diagnostik wichtig. Die Reizdarm-Diagnose ist letztlich eine Ausschlussdiagnose.
Ganzheitliche Behandlung – mehr als nur Ernährung
Es gibt kein „Patentrezept“ gegen Reizdarm – aber viele individuelle Ansätze, die Erleichterung bringen können.
Ernährung
FODMAP-arme Kost: FODMAPs sind bestimmte Zucker- und Ballaststoffarten, die im Darm Gärung verursachen. Ihre Reduktion kann die Beschwerden deutlich lindern.
Nahrungsmitteltagebuch: Hilfreich, um persönliche Auslöser zu identifizieren.
Langsame, bewusste Mahlzeiten, ausreichend Zeit für die Verdauung.
Darmflora & Mikrobiom
Probiotika und Präbiotika können helfen, das Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen.
Eine gezielte Mikrobiomanalyse liefert Hinweise auf Ungleichgewichte oder pathogene Keime.
Pflanzliche & naturheilkundliche Ansätze
Pfefferminzöl, Kümmel, Anis oder Myrrhe können entkrampfend und beruhigend wirken.
Spagyrik, Homöopathie oder pflanzliche Bitterstoffe werden je nach Konstitution eingesetzt.
Sanfte Ausleitungsverfahren können den Darm entlasten.
Psyche & Stress
Stressbewältigung: z. B. mit Achtsamkeit, Yoga oder Atemübungen.
Psychotherapie oder hypnotherapeutische Verfahren zeigen bei vielen Betroffenen gute Erfolge.
Der Reizdarm ist keine „eingebildete Krankheit“, sondern eine sehr reale, körperlich spürbare Störung mit psychovegetativer Komponente.
Fazit: Der Reizdarm braucht Verständnis – und einen Plan
Auch wenn keine „Heilung“ im klassischen Sinne möglich ist, lässt sich ein Reizdarmsyndrom oft gut in den Griff bekommen – mit einem individuellen, ganzheitlichen Ansatz. Wichtig ist, sich selbst ernst zu nehmen, Geduld zu haben und professionelle Begleitung zu suchen.
Hast du Fragen zum Thema oder möchtest deine Verdauung ganzheitlich untersuchen lassen? Als Heilpraktiker*in stehe ich dir gerne zur Seite. Gemeinsam finden wir einen Weg, der zu dir passt.



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